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WORAUF ACHTEST DU BEI DER AUSWAHL DES LEDERS? Mir ist es ganz besonders wichtig, mit der Auswahl meines Leders keine Massentierhaltung zu unterstützen. Und um es gleich vorweg zu sagen: Ich würde es vorziehen, wenn gar keine Tiere geschlachtet würden. Solange aber Fleisch gegessen wird, ist es meiner Meinung nach nur richtig, lokales Biofleisch zu kaufen und das anfallende Leder im bestmöglichen Sinn weiterzuverwenden. Nahezu 100 Prozent der von europäischen Gerbereien verarbeiteten Häute sind Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie. Wenn es die Gerbereiindustrie nicht gäbe, müsste die Lebensmittelindustrie diese entsorgen. Leder weiterzuverarbeiten ist für mich die sinnvollste Art von Recycling, um langlebige Produkte zu kreieren, mit denen vegane Lederalternativen nicht mithalten können.
Imke Disselhoff, die Gründerin und Designerin von Disselhoff
WAS IST DAS BESONDERE BEI DEM LEDER, DAS DU VERWENDEST? Es kommt eben nur von Tieren, die in Deutschland unter strengen Bio-Richtlinien gehalten werden.Ich sag immer: Diese Tiere haben nicht unbedingt ein längeres, aber dafür ein sehr viel angenehmeres Leben. Sie werden nicht nur in Deutschland gehalten, sondern auch dort in der nahen Umgebung unter strengen Bio-Richtlinien geschlachtet. Anschließend werden die Häute in Süddeutschland gegerbt. Der komplette Herstellungsprozess beschränkt sich somit auf ein Land.
NEBEN DEM TIERWOHL, MACHT DAS AUCH EIN QUALITÄTSUNTERSCHIED? Man kann sofort den Unterscheid ausmachen und sowohl sehen als auch riechen und fühlen. Ich benutze ein Nappa Leder. Das ist praktisch die obere Schicht des Leders, mit der natürlichen Narbung und Porung. Das Leder wird pflanzlich mit Tara gegerbt, ohne das Zutun von Chrom. Der Tara-Gerbstoff wird aus den Fruchtschoten des kleinwüchsigen Tara Baumes gewonnen, der vorwiegend aus Wildbestand kommt. Bei der Ernte, die für die Landbevölkerung Perus eine wichtige Einnahmequelle darstellt, kommen die Bäume nicht zu Schaden. Im kommerziellen Bereich wird das Leder meistens mit einer künstlichen Struktur nachgeprägt, um Makel zu verstecken und natürlich zu erreichen, dass nachher jede Tasche gleich aussieht. Außerdem wird die Oberfläche mit Kunststoffen versiegelt. Das ist bei meinem Leder anders. Es kann kleine Narben, Kratzer oder Insektenbisse aufweisen. Natürlich versuchen wir diese Naturmerkmale nicht mitten auf der Tasche zu platzieren. Aber insgesamt will ich erreichen, dass man durch diese kleinen sichtbaren “Makel“ realisiert, dass das Tier eben auf der Wiese grasen durfte. Ich möchte dazu beitragen, dass das nicht als Wertminderung, sondern als Zeichen individueller Qualität gesehen wird. WAS HÄLTST DU VON VEGANEN LEDERALTERNATIVEN? Ich finde es toll, dass sich in dem Bereich viel tut. Bevor ich mein Label gegründet habe, war ich viele Jahre im kommerziellen Bereich als Taschendesignerin tätig und habe sehr viel mit Kunstleder/veganem Leder gearbeitet. In Sachen Optik und vor allem der Beschaffenheit hat sich viel getan.
Allerdings darf man nicht vergessen, dass es sich bei veganem Leder um „Plastik“ handelt. Egal aus welchem Material das Kunstleder gewonnen wird, es sind immer chemische Binder und Beschichtungen nötig.
Vor allem, da es ja auch Leder gibt, das ohnehin anfällt. Es macht für mich keinen Sinn, diese anfallenden Häute zu entsorgen oder ungenutzt zu lassen, um etwas anderes künstlich herzustellen. Die Menschen wickeln sich seit Anbeginn unserer Zeit in Leder, um genauer zu sein schon 170.000 Jahre. Es ist somit eines der ältesten Handwerke der Menschheit. Es sollte doch möglich sein, in der Zwischenzeit einen verantwortungsvollen Umgang zu erreichen. DU WOHNST IN BASEL, KANNST DU UNS DREI NACHHALTIGE HOTSPOTS NENNEN? Yes, I'm German and somehow I ended up just over the border in Switzerland, in beautiful Basel. Ja genau. Ich bin Deutsche und irgendwie knapp hinter der Grenze zur Schweiz, nämlich im schönen Basel gelandet. Basel ist insgesamt eine total spannende Stadt, mit einem unglaublichen kulturellen Angebot. Es gibt tolle kleine Läden, die nachhaltige Produkte von kleinen Labels anbieten, wie z.B. Riviera, das Marinsel oder Stoff&Brot.
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